Der Arbeitskreis E-Learning (AK E-Learning) initiiert und betreut im Auftrag der Landesrektorenkonferenz Sachsen (LRK Sachsen) und in Abstimmung mit der Hochschuldidaktik Sachsen (HDS) in den Jahren 2024 und 2025 E-Learning-Hochschulvorhaben, die das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) mit Haushaltsmitteln finanziell unterstützt.

Das vorgestellte Projekt „Individualisierung und Internationalisierung von Brückenkursen“ wird an der Technischen Universität Chemnitz (TU Chemnitz) und der Technischen Universität Bergakademie Freiberg (TU Freiberg) bearbeitet.

Im Projekt „Individualisierung und Internationalisierung von Brückenkursen“ sollen E-Learning-Inhalte darauf ausgerichtet werden, zielgerichteter auf die individuellen Bedürfnisse der heterogenen Studierendengruppe einzugehen. Dies soll wie folgt verwirklicht werden.
Einerseits sollen adaptive Testinhalte es ermöglichen, gezielt die Stärken und Schwächen der Studierenden zu erkennen. Dies lässt sich mithilfe der Testablaufsteuerung in OPAL verwirklichen und bietet die Grundlage für eine realitätsnahe Selbsteinschätzung und ist somit Ausgangspunkt einer erfolgreichen Vorbereitung auf das Studium.
Andererseits soll, beispielsweise für internationale Studierende, die Sprachbarriere weiter gesenkt werden. Während die Plattform OPAL auf Kursebene bereits Mehrsprachigkeit unterstützt, sucht man diese Funktion auf Aufgabenebene noch vergebens. In Kooperation mit der BPS GmbH soll diese Funktionalität implementiert und in die Lehrinhalte des Brückenkurses eingebunden werden.

Im Interview mit den Projektleitern Prof. Dr. Daniel Potts (TU Chemnitz) und Prof. Dr. Ralf Hielscher (TU Freiberg) erfahren Sie mehr über dieses interessante Teilvorhaben von zwei sächsischen Technischen Universitäten.

Herr Prof. Potts und Herr Prof. Hielscher, wie ist Ihr Vorhaben „Individualisierung und Internationalisierung von Brückenkursen“ bisher verlaufen?
Prof. Potts und Prof. Hielscher: Das Vorhaben beschränkt sich zunächst exemplarisch auf zwei sehr unterschiedliche Brückenkurse, den deutschsprachigen Kurs „Abiturwissen Mathematik“ der TU Chemnitz und den englischsprachigen Brückenkurs für den „Master Mechanical and Process Engineering“ an der TU Bergakademie Freiberg. In letzterem wurden die Kursinhalte gesichtet und in Bezug auf Themenkomplexe, Schwierigkeitsgrad und Abhängigkeiten von Vorkenntnissen analysiert. Diese Informationen werden nun dafür eingesetzt, den Kurs so umzustrukturieren, dass jedem Teilnehmer individuell, ein auf seine Vorkenntnisse und seinen Lernfortschritt optimal ausgerichteter Kursverlauf angeboten wird.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Projekt? Wie gehen Sie dabei vor? Werden Sie die Ziele aus heutiger Sicht erreichen? Welche Hürden mussten/müssen Sie im Projektverlauf überwinden?
Prof. Potts und Prof. Hielscher: Angesichts des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften in Sachsen ist es von zentraler Bedeutung, die sächsischen Hochschulen stärker für Studierende mit stark unterschiedlichen Bildungshintergründen zu öffnen und attraktiver zu machen. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die Transparenz über die für ein erfolgreiches Studium notwendigen Qualifikationen sowie niederschwellige Hilfsmittel, welche es Studieninteressierten ermöglichen, diese Qualifikationen zu erlangen. Beides lässt sich in sogenannten Online-Brückenkursen realisieren. Die größte Schwierigkeit in dem aktuellen Projekt ist es, von den unterschiedlichen Anforderungen, welche die verschiedenen Fachrichtungen eines Studienganges an die Studierenden stellen, zu abstrahieren und einen Brückenkurs zu gestalten, welcher sowohl motivierend ist, als auch alle notwendigen Grundfertigkeiten vermittelt.

Wie werden die Projektergebnisse zur Verbesserung der Ausbildung der Studierenden beitragen?
Prof. Potts und Prof. Hielscher: Das Ergebnis des Projekts wird ein individualisierter zweisprachiger Brückenkurs für Mathematik sein, welcher zunächst an der TU Chemnitz zum Einsatz kommen soll. Selbstverständlich wird dieser Vorkurs in seiner Entstehung und auch nach seiner Veröffentlichung jeweils evaluiert und weiter verbessert werden.
Einerseits erhalten die Studierenden also eine Lernumgebung zur Erleichterung des Einstieges in ihr Studium, andererseits sind sie in Form von Feedback in den Entstehungsprozess dieser Lernumgebung eingebunden, um das Endergebnis möglichst gut auf die Bedürfnisse der Studierenden auszurichten.

Wird studierendenzentrierte Lehre durch Ihr Projekt gefördert und wenn ja, in welcher Form?
Prof. Potts und Prof. Hielscher: Das Endprodukt des Projekts wird ein individualisierter und zweisprachiger Brückenkurs sein, der sich an das individuelle Niveau der Studierenden anpasst. Wir fördern also die studierendenzentrierte Lehre, denn es stehen nicht die Lehrinhalte, sondern die individuellen Bedürfnisse der Studierenden im Vordergrund.

Wie können weitere sächsische Hochschulen von den zu erwartenden Projektergebnissen profitieren?
Prof. Potts und Prof. Hielscher: Der entstehende Brückenkurs und die entsprechenden Evaluationsergebnisse und gewonnenen Kenntnisse sollen als Keimzelle für weitere individualisierte Brückenkurse, auch in anderen Fachbereichen, dienen. Wir hoffen, dass durch diese Wiederverwendbarkeit auch andere Hochschulen von unseren Projektergebnissen profitieren können.

Welche Vorteile sehen Sie in der zentralen Koordination und Begleitung der Vorhaben durch die Geschäftsstelle des AK E-Learning der LRK Sachsen? Konnten Sie bereits in einen fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der weiteren Projekte treten?
Prof. Potts und Prof. Hielscher: Auf dem Gebiet des E-Learning lassen sich bei den vielen ähnlich gelagerten Herausforderungen an allen Hochschulstandorten in Sachsen Synergieeffekte besonders gut ausnutzen. Gerade innerhalb des Netzwerkes „Mathematik/Physik + E-Learning“ hat sich ein beständiger, niederschwelliger und sehr fruchtbarer Austausch zwischen allen im E-Learning engagierten Lehrenden im Freistaat Sachsen etabliert.